OpenSource CMS - die Zukunft?
von Christian Röckl

Darüber hatte ich mir bis letztes Jahr noch keine Gedanken gemacht. OpenSource CMS werden immer gebraucht bzw. wird es immer geben - dachte ich.
Auf dem BarCamp 2018 in Leipzig bot uns Robert Windisch als spontaner Gastredner einen Einblick in das WordPress-Lager. Robert erklärte uns, warum die Umstellung auf den Gutenberg-Editor unumgänglich ist, um auf dem weltweiten CMS-Markt nicht unterzugehen. Ich dachte mir in diesem Moment – da spricht jemand von einem System, das auf dem weltweiten Markt seit Jahren die Nummer eins ist. Wer 2018 die WordPress-Community verfolgte, dem ist bekannt, zu welchem Aufruhr der „Gutenberg-Editor“ führte. Aber trotzdem wurde dieser Ende 2018 in den Core übernommen und wird weiter ausgebaut. Das zeigt, dass man die Page-Builder ernst nimmt, da diese natürlich auch durch ein großes Werbebudget für eine schnelle Markenbekanntheit sorgen können.
Contao bis letztes Jahr noch auf Position 4 auf dem deutschen Markt, was soll sich daran schon ändern? (Quelle: http://www.cmscrawler.com)
Robert brachte in seinem Einblick die rasante Verbreitung der Page-Builder ins Spiel und, dass dies den Markt gerade für WordPress ändert. Für WordPress definitiv eine starke Konkurrenz.
Aber wie steht es mit Contao?
Sind das unsere Kunden, die auf den Page-Builder umsteigen? Diese Frage ist schwer zu beantworten. Auf dem deutschen Markt hat uns aber bereits der Ionoos Website Builder (1&1) auf Rang 5 verwiesen. Weltweit schaut es noch viel schlechter aus, sechs Page-Builder und Cloud-Systeme unter den TOP 13 (Quelle: http://www.cmscrawler.com).
Was sorgt denn für die schnelle Verbreitung?
An erster Stelle „Sichtbarkeit“
Contao ist aus meinem Blickwinkel ein zukunftsweisendes System, das sich aus der Entwickler- wie auch aus der Anwendersicht zu den besten Content-Management-Systemen auf dem Markt zählen darf. Aber warum kennen das System dann doch so wenig Agenturen, Freelancer, Entwickler und Firmen?
Es fehlt an Sichtbarkeit!
Das also war des Pudels Kern?
Na ja - zumindest einer der wichtigsten Punkte, wenn man ein gutes Produkt hat.
Da hinter Contao aber kein großes Unternehmen steckt, das mit einem riesigen Marketingbudget auffahren kann, müssen wir mehr nutzen was wir haben. Starke Partneragenturen und eine offene Community.
Ihr seit also in Zukunft noch mehr gefragt, Contao in die Welt zu tragen.
Was Sichtbarkeit heißt und wie wir alle dazu beitragen können - demnächst auf allen Contao-Kanälen.

Kommentare
Kommentar von Christian Röckl |
Twitter - Antwort an @chrismchn
Sehr interessanter Artikel. Danke für das teilen deiner Gedanken. Was hat das allerdings mit Frontend zu tun? Warum sollte es in einem Web das JavaScript getrieben ist keine Frontend Entwickler mehr geben? M.E. Sind gute FEler mangelware und heiß begehrt.
Antwort von Christian Röckl
Wie ich darauf komme ist ganz einfach, da ich das ja alles schon einmal mitgemacht habe. Die Druck- bzw. Printmedienbranche kann da ein Liedchen singen. Hier wurden Arbeitsplätze durch Software ersetzt, wie z.B. die Lithografie, aber auch durch bessere DTP-Software. Nun sehe ich, dass Websitebaukästen (ohne Berücksichtigung, dass WordPress zum Großteil auch nichts anderes ist) auf dem Vormarsch sind. In Deutschland machen diese bei den TopTen CMS immerhin bereits 5,2 % aus. Weltweit ist z.B. WIX bereits auf Position 4 vor Typo 3. Bei diesen Systemen brauche ich keinen Frontendentwickler / Designer mehr.
Es wird noch dauern, aber dies wird Einfluss darauf haben. Gleichzeitig merken die Leute nun auch, dass es auf den Inhalt ankommt und nicht nur auf die Verpackung. Somit wird dann auch mehr Geld für Inhalte ausgegeben und an anderer Stelle gespart. Das ist ein schleichender Prozess, der noch Jahre dauern kann, bis es Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt hat.
Ich bin mir sicher, dass sich dieser Markt ändert.
Das werden vor allem Frontendentwickler/Designer merken, die für kleine Unternehmen und Selbstständige arbeiten. Ob der gewerbliche Mittelstand, auch bei den Pagebildertrend mitmacht? Auf fertige Website-Themes setzen sie aus Kostengründen bereits.
Kommentar von Andreas Fieger |
Interessante Diskussion! Ich verstehe den Unterscheid eurer beiden Sichtweisen so, daß Du unter FE-Entwicklung (hauptsächlich) das verstehst, was durch Web-Baukästen ersetzt werden könnte und Joe eher die "Anwendungsentwicklung mit dem Browser als Plattform" im Auge hat. Das ist zwar technisch gesehen klar Frontend, passt aber m.E. nicht so gut auf das "klassische" Bild eines FE-Entwicklers. Habe ich euch beide richtig verstanden?
Antwort von Christian Röckl
Ja -da hast du recht. Aber wie viele Projekt benötigen Sonderfunktionen? Es kommt immer auf deinen Kundenkreis (Branche) an. Für kleine Handwerksbetriebe würde z.B. ein Baukasten ausreichen - das Problem ist meist der Inhalt :-)
Kommentar von joe |
In der Tat haben wir das unterschiedliche Interpretationen und doch liegen wir auf einer Welle :D Natürlich beinhaltet das arbeiten an Contao Projekten immer auch Frontend aber generell ist ein Frontend Entwickler viel breiter aufgestellt. Einen FE Dev macht aus, dass er in der Lage ist Daten im Ausgabemedium so zu Verarbeiten, dass ein performantes und gut nutzbares Produkt für den Benutzer entsteht. Er ist Experte in HTML, CSS, Client und serverseitigem JS und ist nicht abhängig von Sprachen, Frameworks, Management Systemen etc.
Ich denke daher, dass man hier unterscheiden muss zwischen den reinen Contao WebWorker(So bezeichne ich gerne diese Gruppe das sie Administration, FE, BE vereinen.) und dem Frontend Developer der los gelöst von Systemen agiert.
Ich gebe Christian absolut Recht damit, dass es in Zukunft immer weniger Personen bedarf die mit einem Open Source CMS klassisch
monolithisch Webseiten umsetzen werden. Es geht, wie Christian schon sagte, nur noch um den Content und die schnelle Zugänglichkeit von Inhalten auf unterschiedlichen Kanälen. Das ist nicht neu und hat mich im übrigen 2016 dazu veranlasst mich vom Contao-Dienstleister-Geschäft zu verabschieden.
Es gehört heute nicht mehr zur Aufgabe eines CMS sich um das Rendering der Inhalte zu kümmern. Das engt nicht nur das Wachstum und die Zielgruppe ein sondern auch die Entwicklungsgeschwindigkeit des Systems. Moderne Systeme wie Directus, Contentful oder GraphCMS (Mit letzteren hatte ich eine interessante Unterhaltung, sehr smarte Jungs.) kommen mit Ansätzen daher die in den meisten Fällen viel Flexibler und fokussierter sind. Sie managen Content und haben gute Schnittstellen. Einfache klassische Seiten sind viel schneller mit Website Buildern gebaut oder mit Static Site Generators. Letztere sind im Kombination mit forestry oder netlify oft eine super alternative zu klassischen CMS. Auch der JAM Stack löst immer mehr ab und mit Functions as a Service ala AWS Lambda oder Google Cloud Functions wird kein komplexes Backend-Gebilde mehr benötigt. Selbst komplexe Projekte lassen sich serverless bestens umsetzen.
Ich hoffe, dass in Zukunft bei Contao mehr Zeit in die Content Verwaltungsoberfläche und in Schnittstellen gesteckt wird, denn das wird in den nächsten Jahren über Existenz oder scheitern entscheiden.
P.S. vielleicht wäre, dass ja ein interessantes Podcast Thema. Ich stehe auf jeden Fall gerne zu Verfügung!
Einen Kommentar schreiben